Andrzej Pud³o, Kazimierz M. Pud³o IV. Ausgewählte Ereignisse und Prozesse in der Geschichte von Oborniki bis zum Jahre 1939. In der Geschichte von Oborniki ¦l±skie überlagern sich zahlreiche Ereignisse und Prozesse. Es waren darunter sowohl dramatische Geschehnisse, die der kollektiven Existenz der Einwohner Zerstörung brachten, wie auch bedeutungsvolle Vorkommnisse, die ihre Entwicklung begünstigten. Hier sind einige unserer Meinung nach wichtigere, negative und positive historische Erfahrungen der Einwohner von Obornki.
1. Die Siedlung Obora und die spätere Ortschaft Oborniki ¦l±skie - so wie hunderte andere in Niederschlesien - waren nicht befestigt, somit bliebt die Bevölkerung beim Durchzug feindlicher Truppen ungeschützt, die in der Regel die höchsten Schäden bei dem bei dem Gegner anzurichten versuchten. Die führte zu häufigen Veränderungen in der Bevölkerungs- und Wirtschaftsstruktur und richtete das zivilisatorische Werk der folgenden Generation zugrunde. Die Einwohner von Oborniki bekamen die Folgen der von den schlesischen Fürsten, Tschechen, Deutschen, Husiten, Schweden, Preußen, Rußen und Franzosen geführten langjährigen Kriege allzu zu spüren. Ihre Häuser brannten einige Male nieder, doch sie bauten sie hartnäckig wieder. Nach der Invasion der tschechischen Husiten unter der Führung von Prokop dem Großen in den Jahren 1431 und 1432 mußten sie nicht nur Ihre Häuser wiederaufbauen, mehre Jahre lang hatten sie auch für den Wiederaufbau des zerstörten Klosters in Trzebnica aufkommen, in dessen Kirche sich das Grab der heiligen Hedwig befand, denn die Husiten haben Klostergüter und -gebäude besonders rücksichtslos verwüstet. Während des siebenjährigen Krieges um Schlesien (1756-1763) zwischen Preußen und Österreich, waren einige Wochen lang im Juli und August 1760 in Oborniki die russischen Truppen stationiert, die die österreichischen Habsburger unterstützten. Sie schlugen Lager auf den die Stadt umziehenden Anhöhen. Das Die Verpflegung der Truppen stellte nicht nur für die Stadteinwohner, sondern auch für die Bevölkerung der umliegenden Ortschaften eine schwere Belastung dar. Der Anführer der Truppen, General Tschemischew, der in dem örtlichen Adelshof residierte, führte von dort aus Briefverhandlungen mit dem Feind in ¯migrod, dem preußischen General Ziethen. 1806 haben hier auch napoleonisache Truppen stationiert, die ihre Materialien Bedürfnisse auf kosten der lokalen Bevölkerung befriedigten. Ein Teil der französischen Soldaten, gefangengenommen von den Österreichern in Niederschlesien, haben sich später bei den Stadteinwohner mit dem Zwangbau der Straße nach Wielka Lipa, die seitdem als die "französische Straße" bekannt ist, "revanchiert".
2. Mehrmals haben die Stadtbewohner - ähnlich wie die Einwohner von Uraz, Brzeg Dolny, Prusice, ¯migrod, Wo³ow, Trzebnica und Wroc³aw - die Folgen von Hunger, Epidemie des "schwarzen Todes" (Blattern) und der "Pestluft" (Cholera im Jahre 1598 und 1866 und Pest im Jahre 1633) am eigenen Leibe erfahren. Besonders tragisch war in dieser Hinsicht die Bilanz des "dreißigjährigen Krieges" (1618-1648), als die allgemeine Bevölkerungszahl in Niederschlesien um ein Drittel sank. In den Augen der damaligen Menschen war es eine Strafe für die vermeintlichen Sünden, verhängt durch einen der vier "Reiter der Apokalypse". Die Verluste unter der Bevölkerung war dermaßen schwer, dass es erst am ende des 18. Jahrhunderts gelang, sie auszugleichen.. Doch nicht alle Epidemien haben die Bewohner von Niederschlesien gleichermaßen getroffen. Der letzten großen Epidemie der Cholera 19866 in Wroclaw sind 4,5 Tausend Menschen zum Opfer gefallen, doch sie markierte gleichzeitig eine wichtige Etappe in der Entwicklung von Oborniki ¦l±skie und Trzebnica als Kurorte. Die betuchten Breslauer fanden dort einen vorübergehenden Schutz vor der Krankheit, und als sie schon erloschen war, konnten die beiden Ortschaften ihren ruf als Gegen mit einem gesunden Klima und gutem Wasser aufrechterhalten. Viele Breslauer siedelten sich in Oborniki, aber auch in Osola, Osolin, Bagno, Wilczyn und Ro¶cis³awice an. Sie galten als die "grüne Lungen" Breslaus.
3. Einer könnte den Eindruck bekommen, dass die Einwohner von Oborniki aufgrund der geographischen Lage ihres Heimatortes die Auswirkungen von Überflutungen nicht zu spüren bekamen. Die Entfernung der Oborniki ¦l±skie von der Oder war mehrmals aber zu gering, um die Menschen bis ende des 18. Jhs. von Unbequemlichkeiten oder ja materiellen Schäden, die auf die Überflutungen zurückgingen, frei zu halten. Bei den zwei Mal im Jahr - im Frühjahr und im Herbst - stattfindenden Oderüberschwemmungen, überfluteten das Wasser u.a. Uraz, Raków, Katowice, Paniewice, Golêdzinów, Pêgów und Szewce. Das Wasser reichte manchmal an die höhergelegenen Gebäude in Oborniki ¦l±skie. Die Sonderüberschwemmungen der Oder wurde im Jahre 1372, 1441, 1508, 1526 und 1785 verzeichnet. Das zurückgetretene Wasser ließ Moraste zurück, erst im 19. Jh. komplett trockengelegt werden konnten, nachdem der Oderlauf geregelt worden war. Trotz der Regelmaßnahmen hat das Hochwasser an der Oder 1997 eine reihe von Ortschaften in unserer Gemeinde, die in der Nähe der Flußdeichen lagen, überflutet, beachtliche materielle Schäden angerichtet und das Leben der einheimischen schwer getroffen.
4. Mehrere Generationen der Bewohner von Oborniki haben außerdem die Folgen ihrer wandelbaren Konfessionslage. Schon in der Frühzeit ihrer Geschichte standen sie als Untergebene von Gunczelin Kalow (Kale), eines Vasallen des Fürsten von Olesnica, unter der Strafe eines Interdiktes, d.h. der Einstellung der geistlichen Betreuung durch Priester. Das Fürstentum von Olesnica wurde mit dem Interdikt von dem päpstlichen Gesandten, Kardinal Peter, als Strafe dafür belegt, dass der Fürst Konrad der 2. wegen seiner Streits mit dem Kloster in Lubi±¿ es 1378 überfallen und den Abt Jan den 3. einkerkern ließ. Zwar wissen wir nicht, wie lange die von den Stadteinwohnern nicht verschuldete Strafe anhielt, doch sie muß 1403 aufgehört haben, denn zu jenem Zeitpunkt eine Holzkirche in Oborniki errichtet wurde, in der die Funktion des ersten Priesters von dem Vater Martinus (Marcin) ausgeübt wurde. Es ist ebenfalls schwierig darüber zu entscheiden, ob das Eröffnen der Kirche mit dem Tod des Fürsten Konrad des 2., der den Konflikt zwischen der weltlichen und der geistlichen Macht verursache, nur durch Zufall zusammenfiel. Viel folgenschwerer war für die Einwohner von Oborniki die Reformationsbewegung. Sie wurde 1517 in von Martin Luther in die Wege geleitet (1483-1546), doch auch in Niederschlesien gewann sie zahlreiche Anhänger. In der nächsten Gegend waren auf diesem Bereich besonders die Protestanten in dem Freistaat ¯migrod und seinem preußischen Kastelannei. Von dort aus drangen nach Oborniki die "religiösen Neuheiten" und breitete sich dort aus und führten nach 1545 schließlich zur Bildung einer evangelischen Gemeinde. Sie hatte die bisherige römisch-katholische Kirche übernommen. Somit vollzog sich unter der lokalen Bevölkerung eine 400 Jahre dauernde Aufteilung in evangelische Mehrheit und römisch-katholische Minderheit. Die Vertreter der letzteren gingen ihren religiösen Brächen meistens in einer der preußischen Kirchen, bzw. in dem Zisterzienserkloster in Trzebnica nach, das auch außerhalb Niederschlesiens für den Kult der heiligen Hedwig bekannt war. Erst seit 1898 konnten auch sie an dem geistlichen Leben der katholischen Gemeinde in Oborniki Slaskie teilnehmen, als die Nonnen vom Orden des heiligen Karol Boromeusz in Trzebnica die Erlaubnis erwirkt haben, eine Kapelle bei der von ihnen geführten Pflegeanstalt in Trzenicka-Straße einzurichten. Die Katholiken bekamen hier ihre eigene Kirche erst nach 356 Jahren. Sie wurde 1901 erbaut . Die nächsten 44 Jahre lang existierten somit parallel zwei Tempeln - eine protestantische und eine katholische Kirche. Uns liegen zwar keine Informationen darüber vor, wie die beiden Konfessionsgemeinden miteinander auskamen, doch die Tatsache, dass in Oborniki auch zwei Grundschulen: eine für Protestanten und eine für Katholiken, nebeneinander existierten, läßt darauf schließen, dass die Vertreter der beiden Gemeinden ein starkes Sinn für die eine eigene Glaubensidentität hatten.
5. An dieser Stelle kann man zwei bekannte historische Gestalten nicht unerwähnt lassen. In chronologischer Reihenfolge war der erste von Ihnen August 2. der Starke (1670-1733), ab 1697 der König Polens. Die Bewohner unserer Gemeinde hatten die Gelegenheit, ihn bei sich zu Gast zu haben, besonders in dem nahgelegenen Ort Wilczyn. Während seiner zahlreichen Reisen von Sachsen nach Polen hielt er sich in seinem dortigen Hof auf. Damals war dies eine schöne Residenz, umgeben von Parks, Blumenanlagen und Skulpturen mit Motiven aus der Mythologie, ein Werk sächsischer Meister. Bis heute ist das Wirtschaftsgebäude übriggeblieben. Die zweite Person war Karl von Holtei (1798-1880), Dichter, Schriftsteller, Dramatiker, Schauspieler und Rezitator. Es hatte einen besonderen Platz in den Herzen der Einwohner von Oborniki, weil er in seiner Jugendzeit als Gast in dem Schloß der Familie von Schaubert wohnte (1813-1821), in der alten protestantischen Kirche Luise Rogee, eine Opernsängerin der Breslauer Oper, heiratete, und in seinen Gedichten die Schönheit der lokalen Natur pries (Schlesische Gedichte, 1830). Die heutigen Einwohner von Oborniki halte seine Erinnerung auch deswegen aufrecht, weil er ein Freund Polens war, was seinen Ausdruck in dem Drama Der alte Feldherr fand (1829, polnische Ausgabe 1917), das auf einem Episode aus dem Leben von Tadeusz Ko¶ciuszko basierte. Mit Recht wurde die heutige allgemeinbildende Oberschule in Oborniki nach Karl von Holtei benannt, worüber eine dort angebrachte Gedenktafel informiert.
6. Die ehemaligen Bewohner von Oborniki pflegen stolz eine kollektive Erinnerung an die sich seit den 30er Jahren des 19. bis zu den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts vollzogenen Prozesse, die eine eher durchschnittliche Dorfortschaft in einen berühmten Wasserkur- und Erholungsort verwandelt haben. Sie veränderten selbstverständlich das Gesamtbild des Lebens ihrer Familien. Die bahnbrechenden Veränderungen leitete 1835 Karl Wolfgang Schaubert in die Wege. Er wußte die natürlichen Heileigenschaften der Ortschaft zu schätzen, die den so bekannten Kurorten wie z.B. Grafenberg (Franken), Cieplice (Niederschlesien) und Jesenik Lazne (¦l±sk Opavski) in nicht nachstanden. Auf dem 300 Morgen großen Grundstück 'Sittenwald' errichtete eine Wasserheilanstalt. Der für damalige Zeiten moderne Kurort empfing Gäste mit Erkrankungen der Atemwege und des Kreislaufes. Neben der klimatischen Heilwirkung spielten auch Bäder und Brausen aus zwei Wasserquellen 'Wolfgang' und 'Karl' eine wichtige Rolle in der Therapie. Durch die Bemühungen der Familie Schaubert siedelte sich 1771 in Oborniki Slaskie der erste Arzt an, und nach zwei weiteren Jahren wurde die erste Apotheke eröffnet. Die von K.W. Schubert wahrgenommenen und genutzten Vorzüge des lokalen Mikroklimas und der Tiefengewässer haben schon bald auch anderen Investoren angelockt, von denen die meisten Ärzte waren. In der Zeit zwischen 1870 und 1913 sind hier mehre Heilanstalten gegründet worden, u.a.: 'Sanatorium Friedrichshöhe', 'Lewaldsche Kuranstalt', 'Kuranstalt für Nerven und Gemütskranke', 'Kurhaus Sitten', 'Erholungsheim St. Hedwigsstift', 'Erholungs- und Kinderheim Ulbrichstift' i 'Waldsanatorium'. Die täglichen Aufenthaltskosten schwankten 1924 zwischen 5 und 12 Mark, die Gebühren für die medikamentöse und operative Behandlung nicht mit ein gerechnet. Die grüßten Kuranstalten waren 'Sanatorium Friedrichshöhe', bekannt auch unter dem Namen 'Szarotka' und 'Waldsanatorium' - 'Le¶ne'. In dem letzteren befanden sich bereits: Laboratorien, ein Röntgenapparat, Inhalatorium und ein Sonnenbad. Selbst chirurgische Eingriffe des Lungen wurden hier vorgenommen. Es wäre erwähnenswert, dass sich das Wasser aus der Obernigker, fast 90 m tief gelegenen Tiefquelle 'Felicja' (Felicien-Quelle) einer großen Beliebtheit unter den Bewohner von Breslau erfreute. Eine lange Zeit galt sie als ein Mineralwasser, doch spätere Untersuchungen polnischen Spezialisten konnten dessen Heileigenschaften nicht bestätigen, auch wenn es, wie heute noch, einen ausgezeichneten Geschmack aufweisen konnte. Oborniki ¦l±skie wurde zu einem allgemein zugänglichen Kur- und Erholungsort, übrigens nicht nur für die Breslauer, erst nachdem 1856 die Eisenbahnlinie, die Breslau mit Posen über Obernigk verband, in Betrieb genommen wurde. Zehn Jahre später gehörten sie zu den Strecken mit dem höchsten Passagiertransport. Der Grund dafür waren nicht allen die österreichisch-preußischen Kriegswirren , sondern vielmehr die Panik unter der durch Pest geplagten Breslau. Wie bereits erwähnt, versuchten sie mit ganzem Hab und gut aus kleineren Ortschaften in der Region um Wzgórza Trzebnickie zu entkommen. Seit diesem Ereignis stieg die Zahl der Einwohner von Oborniki ¦l±skie ununterbrochen: 1845 waren es 580 Personen, 1870 - 900, 1895 - 1589, 1910 - 2500, 1924 - 3600, und schließlich 1939 4383 Menschen. In Wirklichkeit hielten sich in Oborniki jedes Jahr deutlich mehr Menschen auf; Wenn man die Zahl der Patienten von Kuranstalten, der besuchenden Angehörigen, Saisons- und Gelegenheitsferiengäste mit berücksichtigt, kommt man auf eine Zahl von 800 bis 4000 Besuchern jährlich. Alle vorgenannten Faktoren bewirkten ziemliche Veränderungen in Oborniki Slaskie, sowie im Leben der Einwohner. Der Ausbau der Stadt schreitet schnell voran. Es entstanden neue Villenviertel; in dem Villen war ein Teil der Räumlichkeiten für einen kommerziellen Empfang von Feriengästen und Besuchern Das frühere Zentrum der Stadt, mit dem Schloß und der protestantischen Kirche, wies schon damals eine neue, funktionelle Infrastruktur, ausgerichtet auf die Besucher, auf. Schon nach 1924 existierten hier u.a.: Hotels, Gaststätten, Gartengaststätten, Cafes, eine Wasser- und Milchtrinkhalle, eine Bank, Post, ein Kino, ein Volkshaus, ein Schwimmbad, eine Rodel- und Motocrossbahn, Sportclubs, die protestantische und die katholische Kirche und, selbstverständlich, günstige Eisenbahn- und Bußverbindungen. Es praktizierten hier einige Mediziner und zwei Veterinäre. Eine Änderung vollzog letztendlich in der Berufsstruktur der Einwohner. Die Nachgefahren der früheren Bauer, Lohnhofarbeitern und kleinen Handwerkern wurden zu der berufstätigen Intelligenz, Arbeitern diverser Fachgebiete, Mitarbeitern von Kuranstalten, Gaststätten, Hotel ,Pensionaten und anderen Dienstleistungsunternehmen. Dieser 104-jährige Erfolgssträhne für die Einwohner von 'Bad Obernigk' wurde durch die Ereignisse des historisch entscheidenden Jahres 1945 unterbrochen. |
Sieben Jahrhunderte von Oborniki ¦l±skie I. Der Anbeginn: Naturumwelt und Menschen. II. Zeit des Kampfes um die nationale Zugehörigkeit dieses Landes. III. Herkunft der Bevölkerung und der Ansiedlung Obora, der Vorgängerin von Oborniki ¦l±skie. IV. Ausgewählte Ereignisse und Prozesse in der Geschichte von Oborniki bis zum Jahre 1939. V. Die Endphase des 2. Weltkrieges VI. Die ehemaligen und die heutigen Einwohner von Oborniki und ihre Stadt in der Nachkriegszeit. |